Die St. Johannis Kirche in Kietz
von Dr. Andreas Draeger
Die bunte Kirche
Zu den Anfängen christlichen Lebens in Kietz schweigen archäologische und schriftliche Quellen bislang. Die besondere kirchliche Struktur der Lenzerwische – die Großparochie mit einer zentralen Kirche allerdings für eine frühere Missionierungsphase unmittelbar nach dem Wendenkreuzzug von 1147, seit dem die Niederwische (von Wootz bis Gaarz) auch weltlich ein einheitliches Territorium war. Der Standort der ersten Kietzer Kirche wird in der Nähe des in den 1970er-Jahren abgerissenen Pfarrhofes vermutet (etwa 2 km von der Kirche). Das dortige Gotteshaus fiel irgendwann einem verheerenden Elbehochwasser mit Deichbruch zum Opfer. Für den Neubau wählte man eine natürliche Erhebung, die bereits in vorgeschichtlicher Zeit den Menschen Zuflucht bot und zugleich näher zum Wohnsitz des adligen Kirchenpatrons, dem „1. Wencksternhof“, gelegen war. Aus dieser Zeit stammt ein heute nicht mehr zugängliches Gruftgewölbe, das als Grablege der in Kietz wohnen – den Herren der Niederwische diente.
Der Kirchenbau von 1730 erstand außen in schlichtem Fachwerk, innen erstrahlte er in barocker Farbenpracht, was ihm den Beinamen „Die bunte Kirche“ eintrug. Selbst im fernen Berlin hatte man Kenntnis von ihr: Vor dem Neubau 1892 wurden für das Märkische Museum Kopien der Wandmalerei gefertigt, die durch Kriegseinwirkungen leider verloren gingen. Vom Vorgängerbau wurden die drei Glocken aus dem 15. Jahrhundert übernommen (eine datiert 1472). An der 1706 geschaffenen Innenausstattung (Altar, Kanzel, Patronatsgestühl, Chorgestühl) können wir uns heute noch erfreuen.
Die Kulturkirche
Da sich aber die Kietzer mit dem drohenden Verlust ihres Ortsmittelpunktes nicht einfach abfinden wollten, gründeten sie am 15. Januar 1999 den „Förderverein Kietzer Kirche“. Noch im selben Jahr erfolgte die Eintragung als Baudenkmal und erste Sanierungsarbeiten. Der Weihnachtsgottesdienst am 24.12.1999 war ein wichtiger erster Schritt und gab uns Mut für die von manchen Rückschlägen begleitete schrittweise Wiederherstellung unseres Gotteshauses. Bei der Beschaffung der nötigen Geldmittel ist bis heute Kreativität gefragt, die Reparatur der bleiverglasten Kirchenfenster wurde durch „Patenschaften“ möglich. Die Restaurierung der Wandmalereien ist bereits in die Wege geleitet, die Sanierung von Altar, Kanzel und Patronatsgestühl liegt noch vor uns. Die Wiederherstellung unserer Orgel wird wohl ein Traum bleiben – hier sind im Interesse der Optik bislang lediglich Pfeifen wieder eingesetzt. Unsere Kirche wird nun hauptsächlich durch kulturelle Veranstaltungen mit Leben erfüllt: Erntedankgottesdienst, Hubertusmesse, Adventsbasar, Weihnachtsfeier mit Krippenspiel und Konzerte. Durch eine sehr gute Akustik wird der Besuch zum Erlebnis - hervorzuheben sind die „ausgegrabenen“ Barockopern mit zeitgenössischer Kostümierung und Musik im Rahmen des „Prignitz-Sommers“
Außerhalb der Veranstaltungen öffnen wir Ihnen unser Gotteshaus nach Voranmeldung gern.
Melden Sie sich bei:
Sigrid Tietz, Ringstraße 3
Tel.: 038792 1890
Arnold Wernecke, Ringstraße 9
Tel.: 038792 1899
Jörg Schönhoff, Sandstraße 8
Tel.: 038792 7201
Kommentare
Kommentar von Andrea Van Bezouwen |
Hallo!
Für Recherchearbeiten würde ich gerne mal die Kirche in Kietz besuchen. Ich las von der Hubertusmesse: Wann findet die in diesem Jahr statt?
Herzlichen Dank!
Andrea van Bezouwen aus Kletzke
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