Moment mal
von Pfarrer Olaf Glomke
Vorräte für den Winter
Im November herrscht trübe Stimmung; bei einem mehr, beim anderen weniger. Es wird immer früher dunkel oder gar nicht mehr so recht hell. Der Nebel verstärkt nur noch die Sorge vor den langen Abenden. Die schönen Tage mit Sonnenschein sind vorbei. (Wir hatten doch noch schöne Herbsttage! - Oder?) Der Mantel muss nun aus dem Schrank geholt werden. Schal und Handschuhe liegen bereit. Die Autofahrer müssen wieder ein paar Minuten mehr fürs Eiskratzen einplanen. Es fehlt einfach das Licht. Deswegen wohl wird die „Weihnachtszeit“ einfach schon ab Ende Oktober begonnen.
Es gibt also kein Entrinnen. Da müssen wir durch. Aber nur wie? Vor drei oder vier Jahren habe ich von einem befreundeten Musiker ein Lied gelernt. Und an dieses Lied musste ich in diesen Nebeltagen denken. Seitdem singen wir es immer wieder in der Gemeinde, mit den Kindern der Christenlehre und im Chor. Dieses Lied gehört zu einer Geschichte (von Leo Leoni). Die Maus „Frederik“ ist ihr Hauptdarsteller. Erzählt wird in ihr von einer Mäusefamilie. Sie sammeln eifrig Beeren, Körner und Nüsse für den Wintervorrat. Nur einer nicht - Frederik. Die anderen Mäuse werden sauer auf ihn. Warum lässt Frederik die anderen schuften und er sitzt in der Sonne! „Ich sammle Farben für den Winter und mal sie auf ein Blatt Papier. Und wird die Welt eines Tages grau und leer, dann schenk´ ich meine Farben her.“ So heißt es im Refrain des Liedes und so antwortet Frederik auf die Anfragen seiner Mausefamilie. Im Winter dann, als die gesammelten Vorräte aufgebraucht sind, bitten die anderen Mäuse Frederik, von dem zu erzählen, was er gesammelt hat. „Schließt die Augen“ sagt er. So erzählt Frederik vom Gelb der Felder und von den wärmenden Sonnenstrahlen. Und er erzählt ihnen Geschichten über singende Füchse und tanzende Katzen.
Das gab der Mausefamilie Kraft und munterte sie auf. Und nun, wenn der Nebel unsere Stimmung trübt? Erinnern Sie sich an die Farben des Sommers. Spüren Sie die Wärme auf Ihrer Haut. Denken Sie an die schönen Erlebnisse im Urlaub oder schmecken Sie noch einmal das Eis im Cafe Venezia oder genießen das Bier beim Grillen. Und wenn Sie immer noch zweifeln, ob dieser Vorrat Sie über den Winter bringt, dann erinnern Sie sich an die schönen Herbsttage in diesem Jahr. Schöpfen Sie Kraft bei einem Gespräch mit Freunden oder einem schönen Konzert, einem Buch oder beim Kerzenschein. Die Kirchengemeinden laden besonders in dieser Zeit zu Gottesdiensten ein.
Von Max Frisch stammt der Satz: „Gott schenkt uns Erinnerungen, damit wir Rosen für den Winter haben.“ Ich wünsche Ihnen einen ganzen Strauß davon. Pfarrer Olaf Glomke
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