Moment mal
von Pfarrer Albrecht D. Preisler
Die Geschichte stand in der Zeitung. Alle haben sie gelesen. In Wittenberge bringen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtreinigung ihren Müll mit zur Arbeit, weil sie in der Stadt keinen finden.
Die neue Arbeit der Tochter ist im Westen, weit weg. Tochter, Schwiegersohn und die Enkel werden hinziehen. Auch die Schulen sollen dort besser sein, die Wege zur Uni später mal kürzer. Und der Schwiegersohn wird sicher auch schnell was finden. Und sie soll nun ganz allein im großen Haus bleiben – ohne Auto, und am Wochenende fährt kein Bus. Komm doch mit!, hat die Tochter gesagt, aber kann man einen alten Baum verpflanzen?
Du musst deinen Weg gehen lernen! Aber nicht so! Nie kannst du was richtig machen! Entscheide dich endlich! Ich an deiner Stelle würde mal nachdenken. Welchen Weg wird die 16-Jährige gehen? Alle haben Antworten, aber keiner möchte ihre Fragen hören.
Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.
Und jetzt auch noch das! Ich weiß kaum, welchen Weg ich selbst gehen soll, gehen kann, und soll nun noch für jemand anders den Weg bereiten. Der Wochenspruch aus dem Buch des Propheten Jesaja (Kapitel 40) gibt einen Impuls für die Woche nach dem 3. Advent. Wir werden mit der Aufforderung konfrontiert, Gott in unserem Leben Bahn zu brechen.
Wie hat Maria, die Mutter Jesu, das gemacht? Der Engel verkündet Maria die Geburt. Sicher, sie war überrascht, hat sich gefürchtet. Sie sucht den richtigen Weg, mit dieser Situation umzugehen. Doch dann kommt die Freude, auf Gottes Weg zu gehen, seinen Sohn zu gebären. Mit ihrer Cousine Elisabeth teilt sie diese und stimmt einen freudigen Lobgesang an. Alle Strapazen bis zur Geburt überwindet sie, bis sie im Anblick ihres Sohnes den Frieden Gottes findet. Sofort findet er einen Weg in ihr Herz.
Und Josef? Josef ist ein Mann der Tat. Er kümmert sich um das Notwendige. Die Bibel berichtet von seinem Zweifel. Er sucht nach einem Weg für sich. Dann geht er mit seiner schwangeren Frau nach Bethlehem. Im Stall bereitet er alles vor für das Kommen des Herrn. Auch er lässt sich anrühren von Gottes Macht in diesem Kind. Er wird es beschützen und aufziehen, damit es seinen von Gott erwählten Weg gehen kann.
Dann suchen immer mehr Menschen den Weg zu dem Kind in der Krippe, dem erwachsenen Jesus, dem Heiland und Erlöser. Und immer wenn jemand nach ihm gesucht hat, hat er sich finden lassen. So wird dem Herrn der Weg bereitet, durch Suche.
Gottes Weg führt nicht zu perfekten Menschen. Er will nicht zu denen, die alle ihre Ziele schon erreicht haben. Gottes Weg führt zu Menschen, die den Weg nicht kennen, die Gott suchen. Bereitet dem Herrn den Weg, heißt einfach, bereit zu sein für die überraschende Begegnung mit Gott – im süßen Jesuskind zu Weihnachten in der Krippe, beim Nachdenken am Morgen kurz nach dem Aufstehen, im Gottesdienst am Sonntag, beim Spaziergang am Nachmittag.
Das geht nicht immer sanft – denn siehe, der Herr kommt gewaltig. Bei Maria und Josef, bei vielen anderen Menschen verändert die Begegnung mit Gott den Lebensweg. Er kommt gewaltig, mit aller Macht seiner Liebe geht er den Weg zu uns.
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