Moment Mal
von Pfarrerin Anna Trapp
„Ich gehe“ sagte Gott. „Ich ziehe aus, ich gehe in die Welt, die Welt der Menschen, auf die Erde.“ Erschrocken schauten sich die Engel an, ein Raunen war zu hören.
„Aber, das ist doch gefährlich.“ rief Michael – er hatte schlechte Erfahrung mit den Menschen zu Paradieszeiten gemacht. „Das kannst du nicht machen, Ewiger Herr! Das hat es noch nie gegeben.“ mahnten andere. Doch Gott lächelte und schüttelte den Kopf.
„Fürchtet euch nicht“, sagte Gott „Ich muss das machen. Es ist die einzige Möglichkeit, um meine Menschen aus ihrer Finsternis zu retten. Ich weiß, es ist radikal, aber manchmal muss man etwas wagen für die Liebe. Die Menschen sollen spüren, wie sehr ich sie liebe. Und ich will ihnen zeigen, was ich dachte, als ich sie schuf.“ Da nickten die Engel. Sie wussten nur zu gut, was Gott meinte. Wer hinab zur Erde sah, wusste, dass die Menschen Hilfe brauchten. Not, Angst, Streit, und Hass füllten die Erde, aber auch das Dunkel, dass sich die Menschen selbst auferlegten, Sorge und Lieblosigkeit beherrschten das Antlitz der Erde. Also begannen sie für Gott die Kisten zu packen.
Die Karton voller Himmlischer Herrlichkeit, ließ Gott gleich wieder auspacken. Auch den sperrigen Thron wollte Gott nicht mitnehmen. Die Cherubim flatterten aufgeregt auf und ab. „Nein, ihr versteht nicht. Ich will den Menschen nah kommen. Dazu muss ich das alles hier lassen. Ich will so klein zu den Menschen kommen, dass es ihnen leicht fällt, sich meiner anzunehmen. So gering, dass niemand sich vor mir schämt. Ich will ein Mensch werden, wie sie.“
Und so geschah es, dass der große allmächtige Gott, vor fast 2000 Jahren in diese Welt geboren wurde. Der König der Könige kam ohne Thron und ohne Glanz der Herrlichkeit in die Welt. Gott wurde als Baby geboren, wie du und ich, mit einem Lächeln ohne Zähne, einem Schrei und in Windeln gewickelt.
Zwei Kisten allerdings hatten die Engel doch für Gott gepackt, die sollten mit auf die Erde. Und so ganz ließen sie es sich auch nicht nehmen in dieser wunderbaren Nacht dabei zu sein.
Und dann öffneten sie die eine Kiste mit der Aufschrift „Himmlische Freude“ und verteilten die Freude mit der frohen Kunde unter den Hirten auf dem Felde. Und auch die zweite, mit „Hoffnung“ beschriftete Kiste, taten sie auf. Und alle wurden angesteckt von der Freude und aufgerichtet durch die Hoffnung und trugen diese hinaus in die Welt. Und bis heute sind die Kisten noch nicht leer, sondern lassen weiter Freude und Hoffnung hinaus in die Welt strömen. In dieser Nacht.
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