Moment Mal

von Pfarrer Helmut Kautz

„Es gibt kein Wasser mehr im Haus, Du musst aufstehen!“ Mit dieser Fanfare wurde ich geweckt! Die Ursache: Die Wasserleitung war schlicht und ergreifend eingefroren. Genau unter dem Kellerfenster befand sich am Hausanschluss keine Isolierung.

In Morgenlatschen und Bademantel saß ich nun auf einem Farbeimer und versuchte mit dem Fön die Wasserleitung wieder in Gang zu bringen. Nach einer gewissen Zeit hörte ich dann das Wasser rauschen. Zufrieden verkündete ich: „Wasser wieder da!“ Der Tag war gerettet.

Während des Auftauens musste ich an einen Spruch denken: „Die Liebe wird bei vielen erkalten!“ Ich dachte dabei an die vielen Beziehungen zwischen Menschen. Da begegnet mir oft eiskalter Egoismus und Phrasen, aber keine wärmende Zuneigung. Doch haben Sie schon mal eine Fanfare gehört: „Die Liebe ist eingefroren! Steht auf und fangt an zu lieben!“ Ich nicht!

Beim Suchen nach der Quelle des Spruches wurde ich in der Bibel fündig. Im Matthäusevangelium Kapitel 24, 12 kündigt Jesus folgenden Zustand an: „Und weil die Gesetzlosigkeit überhand nimmt, wird die Liebe in vielen erkalten.“ Jesus sagt das im Zusammenhang seiner Lehre über die Zukunft der Welt bis zu seiner Wiederkunft. Ich persönlich freue mich auf die Zeit, wenn Jesus wiederkommt und mit ihm das Reich des Friedens.

Allerdings weiß ich nicht, wann das sein wird. Die Bibel nennt noch viele andere Zeichen. Von einem Zeitpunkt spricht sie nicht. Jesus selbst sagt nur in Mt. 24,44: „Seid also zu jeder Zeit bereit, denn der Menschensohn wird gerade dann kommen, wenn ihr es am wenigsten vermutet!“ Den Zustand einer „erkalteten Liebe“ unter den Menschen kann ich schon beobachten.

Da werden Kinder aus der Familie ausgeschlossen, Frauen missbraucht, Männer erniedrigt, Geschwister verleumdet …. Letztens sagte ein Mädchen zu mir: „Liebe erkennt man daran, dass der Mann seine Frau nicht schlägt!“ Das hat mich sehr erschreckt, dass sie bei Liebe nicht an Vertrauen, Zuverlässigkeit, Demut, Pflicht, Hingabe und Gefühl dachte. Sollen wir uns damit abfinden? Nein!

Die Bibel nennt als höchstes Gebot: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!“ Kann man das?  Mit unserer eigenen Liebesfähigkeit kommen wir rasch an unsere Grenzen. Zu schnell werden wir enttäuscht und unser Vertrauen, missbraucht. Ich denke, so wie das Rohr erwärmt werden musste, um den Wasserfluss wieder in Gang zu setzen, brauchen auch wir immer wieder ein Auftanken unserer Liebesbatterie. Eine Liebesquelle für uns möchte Jesus Christus sein. ER ruft uns zu sich und möchte uns mit seiner Liebe erwärmen. Wir dürfen zu ihm schreien oder flüstern: „Meine Liebe ist kalt! Erwärme mich!“ Dieser Schrei wird nicht unbeantwortet bleiben! In seiner unbegrenzten Kreativität wird ER handeln –direkt oder durch seine Leute hier auf der Erde.

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