Moment mal
von Pfarrerin i.R. Marie-Luise Klehmet
Der Garten- ein Ort des Bebauens und Bewahrens
In einem alten Gedicht heißt es:“ Als dann der Frühling im Garten stand, das Herz ein seltsam Sehnen empfand. Und die Blumen und Kräuter und jeder Baum wachten auf aus dem Wintertraum.“
Ja, endlich, endlich ist es wieder so weit, endlich kommt uns nach langen kalten Tagen der Garten wieder in den Blick. Der Garten- ein Ort des Wachsens und Aufblühens zu neuem Leben. Man kann es immer wieder lesen: Es gibt ein großes Bedürfnis nach Rückzug, nach Entschleunigung und Stille - gerade heute in unserer lauten, mobilen Gesellschaft.
Glücklich also, wer sich in einen Garten zurückziehen kann und darin graben und pflanzen, jäten und gießen kann. Da gibt es Pflanzen, die Sonne brauchen zum Wachsen und andere, die Schatten oder Halbschatten bevorzugen. Da gibt es Blumen, die uns mit ihrer Schönheit erfreuen und Nutzpflanzen wie Salat und Mohrrüben. Da gibt es die jährlich wiederkehrenden Blumenstauden und die gesteckte Zwiebel. Da gibt es die Streuobstwiese und alte Bäume. In einem Garten hat alles seinen Platz, und es ist besonders schön anzusehen, wenn alles nicht abgezirkelt, sondern in scheinbarer Absichtslosigkeit zusammensteht und gedeiht.
Wie sich doch die Zeiten ändern! Nach der Wende war für viele keine Zeit und auch kein Bedürfnis mehr da, einen Garten zu bewirtschaften - angesichts neuer Mobilität und Hektik im Berufsleben und auch angesichts voller Regale im Supermarkt. Aber irgendwann wollen es die Menschen gerade wieder andersherum haben. Und so boomen jetzt die Gartencenter. Die Anzahl von Gartenzeitschriften wird ständig größer. Die Engländer als ausgewiesene Gartenliebhaber, so liest man, schauen staunend auf die Deutschen.
Dabei ist der Garten keine Errungenschaft der Neuzeit.
Schon am Anfang der Bibel, in der Schöpfungsgeschichte, steht ein Garten im Mittelpunkt- der Garten Eden, das Paradies. Da wird uns die Welt als ein Garten vorgestellt und der Mensch als Gärtner Gottes, dass er den Garten, dass er die Erde, bebaue und bewahre.
Der Garten steht also für viel mehr im Leben. Er ist ein Abbild der Welt im Kleinen und will uns sagen:
So wie wir Menschen im Kleinen unseren Garten bebauen und pflegen, so sind wir Menschen auch in die Welt gestellt, dass wir die Erde, unseren Lebensraum, so hegen und pflegen und bewirtschaften, dass Leben in all seiner Vielfalt möglich ist - und- dass die Erde auch künftigen Generationen Raum zum Leben sein kann.
Und wenn wir dann so im Garten arbeiten und unsere Gedanken dabei haben, spüren wir vielleicht, wie sehr doch alles zusammengehört: wir Menschen, die uns umgebende Natur, die Erde. Das alles ist uns geschenkt zum Leben, zur Nutzung, zur Freude und in entscheidendem Maße in unsere Verantwortung gestellt.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben