Moment mal
von Pfarrer Olaf Glomke
Wartezeit
Warten - ist das Thema des Advents. Unsere Adventskalender sind der beste Beweis. Jeden Tag ein Türchen öffnen, das verkürzt die Wartezeit auf Weihnachten. Nun ja, nicht wirklich, doch mit jedem Tag wächst die Vorfreude (ganz besonders bei unseren Kindern). Oh, warten ist anstrengend. Meist geschieht es nicht freiwillig. Warten empfinden wir als Zwang. Mit Formulierungen wie: ‚warten zu können‘ oder ‚warten zu dürfen‘, tun wir uns schwer. Baustellenampeln sind ja die größte Herausforderung: ‚Schon wieder rot! Niemand zu sehen. Fahre ich einfach los? Sinnlose Zeitverschwendung. Der Motor läuft heiß und ich ... auch. Endlich grün! Nun aber los!‘ Mit dem Warten tun wir uns eben schwer. Im christlichen Denken wird das Warten als eine Einladung verstanden. Als geschenkte Zeit, als ein Warten-Dürfen, als Gelegenheit, den Blick und die Aufmerksamkeit einmal auf mich, auf den Nächsten und auf Gott zu lenken. Auf all das, was im Alltag „hinten runter fällt“. Im Glauben geht es nicht ohne Wartezeit. Gott steht uns nicht zur Verfügung. Ihn bei einer „Rotphase“ in meinem Leben nicht aus dem Blick zu verlieren oder mich sogar selbst in Gefahr zu bringen, dagegen hilft das Vertrauen. Aus Gesprächen mit Patientinnen und Patienten erfahre ich, wie quälend das Warten sein kann. Das Warten auf die Untersuchungsergebnisse. Die angespannte Erwartung der ärztlichen Diagnose. Das Warten, dass die Medikamente endlich anschlagen oder die Wunde zu heilen beginnt. Wann wohl der Besuch kommen wird? Warten im Glauben vertraut darauf, dass das worauf wir warten, geschieht. Das gilt umso mehr im Warten des Advents, im Warten auf Weihnachten, denn in seiner Menschwerdung, in dem Kind in der Krippe, kommt uns Gott entgegen. So eine Begegnung erfahren Elisabeth und Zacharias (Neues Testament, Lukas 1,5-25.57-80). Beide sind hochbetagt und kinderlos geblieben. Ihr Warten auf ein Kind hat sich trotz zahlreicher Gebete nicht erfüllt. Das Ehepaar hat sich mit seiner Kinderlosigkeit abgefunden. Aber Gott hat eine andere Zeitperspektive, er handelt, wann er es möchte. Ein Engel kündigt dem Priester Zacharias die Geburt seines Sohnes Johannes an. Dem alten Mann verschlägt es glatt die Sprache. Kein einziges Wort bekommt er mehr heraus bis er seinen Sohn in den Armen hält. Zacharias erfährt es am eigenen Leib, wenn Gott handelt, nach allem vergeblichen Warten, dann kann sein Handeln sprachlos machen. Ich möchte von Zacharias lernen, gegen alle Wahrscheinlichkeit zu hoffen, gegen jede Vernunft zu vertrauen, manchmal gegen den gesunden Menschenverstand. Nicht immer gelingt es mir, Gott zu verstehen. Doch zu Weihnachten, in dem Kind Jesus, ist er greifbarer geworden, verstehbarer.
Wartezeit im Advent. Im Vertrauen und in der Vorfreude auf Weihnachten, öffne ich so jeden Tag ein Türchen am Adventskalender.
Pfarrer Glomke
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