Moment mal
von Superintendent i.R. Peter Heß
Achtung – Leben(s)Gefahr, Leben ist möglich!
Nun ist sie schon wieder zu Ende, die Adventszeit und Weihnachten unmittelbar vor der Tür.
Das große Thema von Advent und Weihnachten ist ja Nähe und damit Liebe. Das größte und schönste Thema, die größte und schönste Wirklichkeit, Das lebensnotwendigste Thema, die lebensnotwendigste Wirklichkeit und Erfahrung.
Jeder sehnt sich danach. Es wird auch viel getan, um beides zu realisieren, gerade in diesen Wochen. Wenigstens Zeichen gibt es, Signale werden ausgesendet.
Aber nicht weniger Ängste sind da, Berührungsängste, Ängste vor Nähe und vor Liebe. Ist das nicht verrückt? Nicht wirklich!
Liebe und Nähe sind lebensnotwendig, darum diese Sehnsucht.
Liebe und Nähe sind auch lebensgefährlich, weil sie die Möglichkeit von Enttäuschung und Verletzung in sich bergen.
So erleben wir es unter uns in allen Beziehungen. So geschieht es auch gegenüber Gott. Besser ich lasse mich nicht zu sehr und vor allem nicht zu fest und verbindlich auf einen Menschen und auch nicht auf Gott ein.
Da kann ich mich jederzeit zurückziehen und es woanders versuchen.
Bindungsängste nennen wir das. So bringen wir uns allerdings um die Erfahrung von Verlässlichkeit, Treue, Bewährung und Tiefe!
Das Thema und das Angebot von Weihnachten ist Nähe und Liebe.
„Freuet euch in dem Herrn alle Wege, und abermals sage ich euch: Freut euch! Der Herr ist nahe!“ Philipper 4, 4+5
Gottes Nähe in dem Kind Jesus im Stall von Bethlehem, seine Sehnsucht, will uns ganz nahe sein, so menschlich, so zart, so verletzlich, so unscheinbar, so am Rand in einem Stall. Um jeden Preis will er uns nahe sein, uns seine Liebe schenken. So war es immer im Leben Jesu. Er hat keine Berührung gescheut. Ganz nahe bei den Kranken, den Trauernden, den Gescheiterten und Ausgestoßenen finden wir ihn. Und er verspricht, auch uns immer ganz nahe zu sein.
Nähe will aber zugelassen werden, erlaubt und gewollt, sonst werden wir sie nicht erleben und spüren. Könnte hier ein Grund für oft vermisste Erfahrung von Nähe sein, von Gottes Nähe und auch menschlicher Nähe? In der Tat: Nähe und Liebe gibt es immer nur um den Preis, sich ganz einzulassen, sich ganz zu öffnen, auch auf die Gefahr hin, verletzt zu werden, enttäuscht zu werden und Schmerz zu erfahren. Glück und Schmerz wohnen immer beieinander.Wo der Schmerz gemieden wird, wird das Glück ausziehen.
Glück ohne Schmerz ist Billigware, Liebe ohne Nähe, Verbindlichkeit und Treue auch. Glaube wird reich, wo wir uns auch auf die Erfahrungen mit Gott einlassen, die wir oft nicht verstehen .
Lassen wir uns doch wieder auf die Nähe ein, durch die wir uns mit dem „krippalen“ Infekt anstecken können (Momentmal zum 1. Advent).
Das Risiko lohnt sich bei Gott und auch untereinander.
Peter Heß, Superintendent i.R. Perleberg
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