Moment Mal
von Pfarrer Wolfgang Nier
Im Zentrum – die Kinder!
Wann im Leben von Menschen spielen Kinder eine Rolle?
Von der Geburt an, im ersten Jahr – und wer sich die ersten paar Jahre gönnt, mit seinen kleinen Kindern den Alltag zu verbringen und Tag für Tag die Kinder heranwachsen sieht, die ersten Sprach- und Gehversuche erlebt und danach erlebt, wie es nicht mehr aufhören will zu sprechen und zu gehen, wer ihm die ersten Grenzen beibringen muss, aber auch die Möglichkeiten des Lebens – für den sind der Tag und die Gedanken voll von „Kind“.
Ein zweites Lebensfeld, wann und wo im Leben von Menschen Kinder eine Rolle spielen, die Gedanken an Kinder einen sehr beschäftigen können: wenn wir über das eigene Kind sein nachdenken. Wir haben nicht nur Kinder, sondern wir sind auch Kinder. In jedem Alter – ob mit 3, 14, 25, 50 oder 70.
Für den einen ist dabei der Rückblick auf die Kindheit ein trauriges Kapitel, für den anderen ist es eine Quelle der Dankbarkeit, wieder jemand anders muss seine Kindheit u.U. beim Psychotherapeuten neu wahrnehmen lernen, damit er seine Gegenwart versteht, ein anderer muss vergeben lernen oder um Vergebung bitten lernen – wie auch immer: der Rückblick in die eigene Kindheit ist nicht bloß Erinnerung, sondern immer auch ein Versuch zu verstehen, warum ich heute so bin wie ich bin.
Bei Jesus spielen Kinder ebenfalls eine ganz besondere Rolle. Weil an ihnen etwas sichtbar wird: Ausgehend von der Frage „Wer ist für Gott wichtig?“ - die in einem Gespräch im Raum stand - nimmt Jesus ein Kind, stellt es in die Mitte und sagt: „Ihnen gehört das Reich Gottes – wer sich Gott zuwendet ohne wenn und aber, ohne Diskussion und Palaver, ohne Vorbehalte und voller Vertrauen – der kommt in Gottes Reich.“
Hinter diesem Satz steht folgende Beobachtung: bei Kindern geht alles über Beziehung. Wer eine Beziehung zu ihnen aufbaut, sich ihnen zuwendet, hat ihr Herz und ihr Vertrauen.
Und deswegen stellt Jesus ein Kind in die Mitte und demonstriert was Glauben ist: Glaube ist Beziehung zu Gott. Nicht Wissen über Gott. Nicht Klärung philosophischer Fragen zur Gottesfrage. Sondern einfach nur Beziehung.
Mit diesem Beispiel, mit dem Jesus die Gottesfrage von damals beantwortet, wertet er zugleich die Kinder auf.
Kinder hatten damals keinen Wert. Sie waren zweitrangig. Was sie dachten, was sie sagten und glaubten, spielte keine Rolle.
Jesus stellt diese Bewertung auf den Kopf. Kinder sind so wichtig und Gott so wertvoll, dass dem Erwachsenen, der das Vertrauen und den Glauben eines Kindes zerstört, bildlich gesprochen: ein Mühlstein um den Hals gehängt und an der tiefsten Stelle der Elbe versenkt wird.
Insofern stellt sich für uns Erwachsene die Frage: wie wirkt unser Leben und unser Verhalten, unser Glaube auf den Glauben unserer Kinder und Enkel? Bestärkend oder zerstörerisch?
Und es ist durchaus auch eine Frage für eine Viertelstunde mit einem Cappuccino: Wie hat der Glaube meiner Eltern auf mich gewirkt – bestärkend oder zerstörerisch? Habe ich an meinen Eltern eine lebendige, fröhliche Beziehung zu Gott, zu Jesus erlebt oder eher nur eine traditionelle Pflicht?
Wie auch immer das Nachdenken über die eigene Kinder und über das eigenen Kind-sein in dieser Frage ausfällt: für Jesus haben Glaube und Vertrauen der Kinder als beispielhafter Ausdruck für eine Beziehung zu Gott eine hohe Bedeutung.
Welches Gewicht geben wir der Erziehung unserer Kinder zu Glauben und Vertrauen in Gott?
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