Moment Mal
von Wilfried Schmidt
Wem gehören Sie?
Ich kann mir vorstellen, dass mancher mit deutlichem Protest antwortet: „Ich gehöre mir!“ Ich bestimme selber über
mich. Das klingt natürlich verlockend: Ich gehöre mir, nur mir. Ich bin nur mir verantwortlich. Ich höre auf mein Herz.
Wem gehören Sie? Man kann die Frage so verstehen: Auf wen musst du hören? Wem gehorchen? Aber man kann sie auch anders hören: Wenn ich nur mir gehöre, also zu niemandem gehöre, dann bin ich allein und auch ziemlich schnell allein gelassen. Wenn ich nur mir gehöre, ist keiner da, der darauf achtet, dass ich ihn höre – und keiner, der auf mich hört. Keiner, der hören will, wie es mir geht. Ich denke da zum Beispiel an eine Katze, die niemandem gehört. Sie hat eine große Freiheit und es klingt nach viel Abenteuer. Sie kann alles selber entscheiden: Wann aufstehen, wo entlang pirschen, was essen, wann nach Hause kommen. Aber sie hat keinen, der hört, wo sie ist. Keinen, der sich um sie sorgt.
Nun, bei Katzen, zumindest Wildkatzen, mag das okay sein, wenn sie nur sich selbst gehören. Aber was uns Menschen betrifft, ist es dann doch anders. Sicher ist auch wichtig, wem ich gehöre. Meint er oder sie es gut mit mir? Hat er mein Wohl im Blick? Oder soll ich eher nur für ihn da sein? Dann wird so eine Zugehörigkeit schon schwerer akzeptabel.
Das ist vielleicht das Problem in mancher Ehe oder Partnerschaft: Ich werde nicht mehr gehört. Was mir wichtig ist, ist dem anderen (fast) gleichgültig. Kein Wunder, wenn ein Miteinander dann nicht mehr richtig funktioniert. Es ist gut, wenn ich Menschen habe, zu denen ich gehöre. Oder wenigstens einen, wo ich weiß, mein Leben verläuft nicht ungehört, nicht unbemerkt. Ich bin nicht nur mir selbst überlassen. In guten Zeiten mag man so einen Menschen nicht vermissen. Wenn man selber alles gut kann. Aber wie lange halten diese Zeiten an? Jemandem gehören, das schränkt vielleicht die Freiheit ein. Vielleicht! Aber es bedeutet Sicherheit, Geborgenheit und Zuwendung.
So verstehe ich auch die Zusage Gottes, ein Vers aus der Bibel, der über dieser Woche steht: So spricht der Herr, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! (Jesaja 43,1). Ich darf Gott gehören. Dem, der mein Wohl im Blick hat. Dem, der mich sieht und hört. Dem, der mich kennt und bei meinem Namen ruft und mit mir zu tun haben will. Da denke ich an Kinder, die Fußball spielen wollen und die Mannschaften wählen: Schnell sind die Guten verteilt. Es bleiben die übrig, die nicht geübt im Spiel.
Wie sie sich dann fühlen, weiß sicher jeder. Aber auch im täglichen Leben gibt es Menschen, die sich so übrig vorkommen. Aber gerade ihnen und jedem anderen gilt die Zusage Gottes: Du bist mein. Mit dir will ich zu tun haben. Du liegst mir am Herzen. Du kannst zu meiner Mannschaft gehören. Wo mir solche Liebe und Wertschätzung begegnet, da kann ich getrost ganz Ohr sein. So einem Gott gehöre ich gern.
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