Moment Mal
von Pfarrer Olaf Glomke
Mehr als nur Zuschauer sein
Rettungssanitäter berichten immer wieder, dass ihre Hilfsarbeiten durch Passanten behindert werden. „Gaffer“ bleiben stehen, fotografieren oder filmen mit ihrem Smartphone. Häufig erscheinen diese Filme kurze Zeit später in den sozialen Netzwerken. Versuchen die Einsatzkräfte die Sensationstouristen vom Ort des Geschehens zu entfernen, werden diese unfreundlich, aggressiv und beschimpfen die Hilfskräfte zu allem Überfluss. Feuerwehr und Polizei machen ähnliche Erfahrungen. Gibt es keinerlei Scheu oder Scham mehr? Was treibt diese Menschen?
Der Hunger nach außergewöhnlichen Erlebnissen ist groß. Der Alltag ist vielen längst zu eintönig. Ein Unfall, ein dramatisches Ereignis kommt gerade recht. Mit wenigen „Clicks“ ist der Film ins Netz gestellt und mit seinen „Freunden“ geteilt: ¨Hi, ich war ganz dicht dran!“, „Ich hab' was tolles erlebt!“ - Ist das der Kick fürs Leben? Draufhalten wo Menschen leiden? Ich lebe, weil ich etwas erlebe? Aber vielleicht spüren diejenigen erst dadurch dass sie leben? Wie merkwürdig und gefährlich ist das denn? Gefährlich, weil solch ein Kick nach mehr giert. Eine weitere Sensation! Verändern diese Erlebnisse das eigene Leben? Sagen sie etwas über das Leben aus?
Ihr Alltag bleibt. Für manchen ist der Alltag eintönig, für andere bereits Abenteuer genug. Wer seinen Alltag nur hinter sich bringen will, nimmt sein eigenes Leben nicht ernst. Dem fehlt der Blick, wie und wo er und sie gebraucht werden. Gott hofft, dass ich mehr als nur Zuschauer, sondern auch Helfer bin. Immer mehr Menschen wirken unsicher, sind überfordert oder verwirrt. Diese Not meines Nächsten sehen und helfen, ist wie ein Regen auf ausgetrocknetem Land. Das kann zum Abenteuer werden! Ich sehe nicht zu, sondern greife mit meinen Möglichkeiten ein. Wer sich um andere kümmert, um den kümmert sich Gott. Da bin ich mir sicher.
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