Moment Mal
von Wilfried Schmidt
Manchmal komme ich an einem Haus vorbei, das eingestürzt ist. Was ihm Halt gegeben hat, wurde zu schwach. Keiner hat investiert. Man hat alles dem Selbstlauf überlassen. Gute Wände und ein gutes Dach sind von unschätzbarem Wert für den Fortbestand eines Hauses. Nicht nur das Fundament.
Das hat mich zum Nachdenken über uns und unsere Gesellschaft gebracht. Auch unser Miteinander könnte man mit einem Haus vergleichen. Unsere Werte sind wie Mauer und Dach. Sie schützen weitgehend vor den Unannehmlichkeiten des Lebens und sorgen für eine gute Atmosphäre. Beim Haus braucht es Kontrolle, Reparaturen und ggf. eine Sanierung, um Beständigkeit zu wahren. Mit den Werten, die unser Miteinander bestimmen, ist es nicht anders. Läuft da noch alles gut? Müssen wir einen anderen Kurs einschlagen?
Welche Werte sind richtig? Wenn alle so leben und handeln wie ich - auch da, wo keiner zuguckt!, wie lange geht das gut? Welches Verhalten erhält auf lange Sicht eine gute Atmosphäre für möglichst alle?
Da muss ich an Immanuel Kant denken, der es ungefähr so formuliert hat: ‚Handle so, dass aus deinem Handeln ein allgemein gültiges Gesetz werden kann.‘ Können alle so handeln wie ich und ginge es mir dann nach einer Weile immer noch gut?
Jesus hat vor 2000 Jahren die „goldene Regel“ in Worte gefasst: „So, wie ihr von euren Mitmenschen behandelt werden wollt, so behandelt auch sie.“ Also, wenn du verstanden werden willst, dann versuche, andere zu verstehen! Wenn du Anerkennung willst, dann spare selbst auch nicht mit Lob anderen gegenüber! Wenn die anderen Rücksicht auf dich nehmen sollen, dann beachte auch ihre Wünsche und Bedürfnisse! Wenn dein Eigentum niemand anfassen darf, lass auch das anderer in Ruhe! Wenn du dich darüber empörst (zurecht!), dass andere unfair Möglichkeiten nutzen, um sich zu bereichern, dann bleib fair, wenn du selber in eine ähnliche Situation kommst!
Werte – das sind die Lebensweisen und Verhaltensregeln, mit denen wir anderen Wert-Schätzung entgegenbringen. Dazu gehört, dass ich meinen Mitmenschen achte, seinen guten Ruf, sein Eigentum, seine Gesundheit, sein Leben. Und alles, was dies unnötiger Weise in Gefahr bringen könnte, verbietet sich dann von selbst. Der Nächste hat meinen Respekt verdient. Ich freue mich über eine TV-Sendung in den letzten Tagen, die gezeigt hat, dass sich ein Ehepaar für das Kind mit Down-Syndrom entschieden hat, wo viele es abtreiben lassen würden. Respekt – Wertschätzung, auch gegenüber Schwachen (dazu zählen z.B. auch die ungeborenen Kinder) und Kranken.
Da komme ich nicht an der Bibel vorbei. Sie ist es, die mit ihren Werten unsere Gesellschaft geprägt hat. Aber sie hat an Bedeutung verloren. Und damit ist auch das nicht mehr so präsent, was sie uns für unser Miteinander auf den Weg gibt. Es ist wohl noch in den meisten Köpfen da, aber prägt nicht mehr selbstverständlich das Handeln. Oft wird es nur noch von anderen eingefordert ohne sich selbst daran halten zu wollen.
Wir brauchen Gottes Werte. Es tut uns selbst gut, seine Gebote im Blick zu behalten. Sie sind Ausdruck seiner Liebe. Was er uns geschenkt hat, das Leben mit all seinen Möglichkeiten, möchte er bewahrt wissen. Darum die Gebote. Sie engen nicht ein, sondern schaffen Platz zum Leben und schenken einer Gesellschaft ein Atmosphäre, in der man sich nicht ausgegrenzt oder übervorteilt fühlt, sondern geborgen und getragen.
Ihr Wilfried Schmidt
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