Moment mal
von Pfarrer Tilmann Kuhn
Diener und Bediente
In meinem Schlafzimmer steht er, geduldig und hilfsbereit, aber auch ein bißchen im Wege, mein stummer Diener. Er ist so bedürfnislos, spricht keine unnützen Worte und hat mich fraglos als seinen Herren anerkannt. Ihm kann ich meine schmutzigen Sachen anhängen und ihn zuweilen zum Wäschetrockner degradieren.
Mit den Menschen soll es ganz anders sein. Jemandem zu Diensten zu sein sticht heraus aus einer Landschaft aus Selbstgefälligkeit und privaten Schutzmauern. Da gibt es zum Glück den älteren Herrn, der bei jeder Begegnung mit Bekannten einen Gruß sagt und dazu seinen Hut lüftet. Da gibt es zum Glück den ein oder anderen Zuvorkommenden, der einer Dame in den Mantel hilft. Da gibt es zum Glück sogar den jungen Mann, der sich zum Begrüßen per Handschlag von seinem Stuhl erhebt und eine Verbeugung andeutet. Zum Glück gibt es Zuvorkommenheit! Viele meinen, unglücklich zu sein, weil es unter den Menschen daran mangelt: keiner achte auf den anderen, jeder sei sich selbst der Nächste. Glück scheint es zu geben, wenn Menschen in der Begegnung einander Achtung und Beachtung schenken. Zum Glück kann ich helfen, wenn ich einen Menschen mit Aufmerksamkeit bediene, die er sich nicht erst verdienen muß. Meine Achtung ihm gegenüber ist nicht Lohn für seine Leistung, sondern ist meine Prägung. Ich bin sein stummer Diener, noch bevor er mir begegnet.
Jesus ist nicht stummer, sondern sprechender Diener. Noch bevor wir ihn darum bitten, hat er sich darauf festgelegt, uns die Tür offenzuhalten. Und er bittet uns, einzutreten, nimmt unsere dreckige Wäsche an sich, damit wir sie los sind. Er teilt uns seine Gaben - Brot und Wein - aus. Er heilt unsere Seele, indem er uns davon erzählt, wie es sein wird beim Vater. Jesus führt uns, indem er vorangeht im unbekannten Land, das wir voller Gefahren wähnen. Mit seiner Botschaft gibt er uns Orientierung in einer Welt, die so voller Schilder steht, daß jegliche Orientierung an der Überfülle der Ver- und Gebote scheitert.
Jesus wird selbst zum Inhalt seiner Botschaft, zum Diener an uns Menschen, wie uns im 1.Petrusbrief gesagt ist: Dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.
Leben als beredter Diener anderer Menschen - ist das eine wünschenswerte Perspektive für individuelles Leben? Manch einer mag ja von mir bedient sein, manchmal bin ich es sogar selbst. Die Chance liegt aber darin, daß ich als beredter Diener meinem Leben einen Sinn zu geben vermag, der außerhalb meiner selbst liegt. Und dieser externe Mittelpunkt meines Lebens kann, wenn ich mit Worten oder Werken darauf aufmerksam mache, auch anderen Menschen so bewußt werden, daß sie ebenfalls beginnen, um diesen Mittelpunkt ihre Kreise zu ziehen. „Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang.“ Worte, mit denen Rainer Maria Rilke die Gottesbeziehung beschrieben hat.
Also verstehe ich mein Christsein, wenn ich mich als beredter Diener zweier Herren weiß: Gottes und des Nächsten.
Mit den Menschen soll es ganz anders sein. Jemandem zu Diensten zu sein sticht heraus aus einer Landschaft aus Selbstgefälligkeit und privaten Schutzmauern. Da gibt es zum Glück den älteren Herrn, der bei jeder Begegnung mit Bekannten einen Gruß sagt und dazu seinen Hut lüftet. Da gibt es zum Glück den ein oder anderen Zuvorkommenden, der einer Dame in den Mantel hilft. Da gibt es zum Glück sogar den jungen Mann, der sich zum Begrüßen per Handschlag von seinem Stuhl erhebt und eine Verbeugung andeutet. Zum Glück gibt es Zuvorkommenheit! Viele meinen, unglücklich zu sein, weil es unter den Menschen daran mangelt: keiner achte auf den anderen, jeder sei sich selbst der Nächste. Glück scheint es zu geben, wenn Menschen in der Begegnung einander Achtung und Beachtung schenken. Zum Glück kann ich helfen, wenn ich einen Menschen mit Aufmerksamkeit bediene, die er sich nicht erst verdienen muß. Meine Achtung ihm gegenüber ist nicht Lohn für seine Leistung, sondern ist meine Prägung. Ich bin sein stummer Diener, noch bevor er mir begegnet.
Jesus ist nicht stummer, sondern sprechender Diener. Noch bevor wir ihn darum bitten, hat er sich darauf festgelegt, uns die Tür offenzuhalten. Und er bittet uns, einzutreten, nimmt unsere dreckige Wäsche an sich, damit wir sie los sind. Er teilt uns seine Gaben - Brot und Wein - aus. Er heilt unsere Seele, indem er uns davon erzählt, wie es sein wird beim Vater. Jesus führt uns, indem er vorangeht im unbekannten Land, das wir voller Gefahren wähnen. Mit seiner Botschaft gibt er uns Orientierung in einer Welt, die so voller Schilder steht, daß jegliche Orientierung an der Überfülle der Ver- und Gebote scheitert.
Jesus wird selbst zum Inhalt seiner Botschaft, zum Diener an uns Menschen, wie uns im 1.Petrusbrief gesagt ist: Dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.
Leben als beredter Diener anderer Menschen - ist das eine wünschenswerte Perspektive für individuelles Leben? Manch einer mag ja von mir bedient sein, manchmal bin ich es sogar selbst. Die Chance liegt aber darin, daß ich als beredter Diener meinem Leben einen Sinn zu geben vermag, der außerhalb meiner selbst liegt. Und dieser externe Mittelpunkt meines Lebens kann, wenn ich mit Worten oder Werken darauf aufmerksam mache, auch anderen Menschen so bewußt werden, daß sie ebenfalls beginnen, um diesen Mittelpunkt ihre Kreise zu ziehen. „Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang.“ Worte, mit denen Rainer Maria Rilke die Gottesbeziehung beschrieben hat.
Also verstehe ich mein Christsein, wenn ich mich als beredter Diener zweier Herren weiß: Gottes und des Nächsten.
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