Moment mal
von Superintendent Hans-Georg Furian
Liebe Leserrinnen und Leser,
wer weiß, was war, kann sich orientieren. Das ist der Grund, sich mit der Vergangenheit, der Geschichte zu beschäftigen. Heute, kurz nach dem ersten Mai, geht es mir um den produktiven Zusammenhang zwischen Religion und Bildung. Chancen auf dem Arbeitsmarkt morgen hängen auch vom Bildungserfolg heute ab.
Die erste deutsche Bildungsbewegung war die Reformation. Lässt sich für uns heute von ihr etwas lernen? Diese Frage beantwortete sich mir auf eindrückliche Weise, nämlich in der Schlosskirche in Wittenberg.
Diese erste deutsche Bildungsbewegung wurde wesentlich befördert durch Luthers Freund Philipp Melanchthon. Vor zwei Wochen, am 19. April, jährte sich zum 450. Mal sein Todestag. Aus diesem Anlass war ich als Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland eingeladen zur Festveranstaltung in der Schlosskirche in Wittenberg. Auf der Veranstaltung sprachen auch der amtierende Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirchen in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider und die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Beide verstanden es die Brücke über diese 450 Jahre hinweg zu uns zu schlagen. Warum hat uns Philipp Melanchthon heute noch etwas zu sagen? Weil er – als Gründer etlicher Schulen – darum wusste, dass es den mündigen und aufgeklärten Christen und Bürger nicht ohne Bildung geben kann. Bildung für alle, das war eine der wichtigsten Konsequenzen, die er aus der Reformation zog. Dabei war die Vorstellung, die man von Bildung hatte interessant, weil man keinen so engen Bildungsbegriff hatte, wie er heute öfter anzutreffen ist. Bildung war nicht nur die Erlangung einer technischen Fähigkeit, sondern gleichzeitig eine Schulung des Gewissens, denn nicht alles, was man kann, sollte man auch tun. Diesem ganzheitlichen Bildungsgedanken wurde dadurch Rechnung getragen, dass das wesentlichste Buch des Lesens die Bibel war. In ihr las man nämlich, was einen Instand setzte, seine eigene Lebensgeschichte zu 'lesen'. Das sollte jedem Menschen möglich sein. Darum die in der Reformationszeit oft erhobene Forderung, dass Schulen gegründet werden sollen, die für alle zugänglich waren. Bildung für alle, das ist ein Erbe der ersten deutschen Bildungsbewegung, eine Erbe der Reformation! Dies macht die Aktualität des damals Gesagten aus.
Heute hängt der Bildungsgrad zu oft an der sozialen Herkunft. Damit können wir uns nicht abfinden! Denn die demokratische Ordnung braucht Bürger, die sich selbst informieren können und es auch wollen. Enger, als uns oft bewusst, sind wir mit der Reformation und ihren Folgen verbunden. Die Erinnerung an den 450. Todestag von Philipp Melanchthon hat mir das deutlich gemacht.
Hans-Georg Furian
wer weiß, was war, kann sich orientieren. Das ist der Grund, sich mit der Vergangenheit, der Geschichte zu beschäftigen. Heute, kurz nach dem ersten Mai, geht es mir um den produktiven Zusammenhang zwischen Religion und Bildung. Chancen auf dem Arbeitsmarkt morgen hängen auch vom Bildungserfolg heute ab.
Die erste deutsche Bildungsbewegung war die Reformation. Lässt sich für uns heute von ihr etwas lernen? Diese Frage beantwortete sich mir auf eindrückliche Weise, nämlich in der Schlosskirche in Wittenberg.
Diese erste deutsche Bildungsbewegung wurde wesentlich befördert durch Luthers Freund Philipp Melanchthon. Vor zwei Wochen, am 19. April, jährte sich zum 450. Mal sein Todestag. Aus diesem Anlass war ich als Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland eingeladen zur Festveranstaltung in der Schlosskirche in Wittenberg. Auf der Veranstaltung sprachen auch der amtierende Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirchen in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider und die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Beide verstanden es die Brücke über diese 450 Jahre hinweg zu uns zu schlagen. Warum hat uns Philipp Melanchthon heute noch etwas zu sagen? Weil er – als Gründer etlicher Schulen – darum wusste, dass es den mündigen und aufgeklärten Christen und Bürger nicht ohne Bildung geben kann. Bildung für alle, das war eine der wichtigsten Konsequenzen, die er aus der Reformation zog. Dabei war die Vorstellung, die man von Bildung hatte interessant, weil man keinen so engen Bildungsbegriff hatte, wie er heute öfter anzutreffen ist. Bildung war nicht nur die Erlangung einer technischen Fähigkeit, sondern gleichzeitig eine Schulung des Gewissens, denn nicht alles, was man kann, sollte man auch tun. Diesem ganzheitlichen Bildungsgedanken wurde dadurch Rechnung getragen, dass das wesentlichste Buch des Lesens die Bibel war. In ihr las man nämlich, was einen Instand setzte, seine eigene Lebensgeschichte zu 'lesen'. Das sollte jedem Menschen möglich sein. Darum die in der Reformationszeit oft erhobene Forderung, dass Schulen gegründet werden sollen, die für alle zugänglich waren. Bildung für alle, das ist ein Erbe der ersten deutschen Bildungsbewegung, eine Erbe der Reformation! Dies macht die Aktualität des damals Gesagten aus.
Heute hängt der Bildungsgrad zu oft an der sozialen Herkunft. Damit können wir uns nicht abfinden! Denn die demokratische Ordnung braucht Bürger, die sich selbst informieren können und es auch wollen. Enger, als uns oft bewusst, sind wir mit der Reformation und ihren Folgen verbunden. Die Erinnerung an den 450. Todestag von Philipp Melanchthon hat mir das deutlich gemacht.
Hans-Georg Furian
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