Wort zur Woche
von Pfarrer Norbert Merten
Die Nummer 1 sein wollen...
Vor mir tun sich Bilder auf von glücklichen Gewinnern bei der Olympiade. Aber, ich sehe auch die Traurigkeit bei einigen, die „nur 2.“ geworden sind, oder „nur“ auf einen noch weiter hinten liegenden Tabellenplatz gekommen sind. Gut, wenn der bestmögliche Einsatz gegeben wird. Und wie menschlich ist es, dass man traurig ist, wenn man das angestrebte Ziel nicht erreicht. Von besonderer Größe zeugt es, wenn man sich dann trotzdem mitfreuen kann mit denen, die eben doch noch bessere Leistungen haben aufbringen können.
Wir Leser sind vielleicht keine Medaillenanwärter, aber auch uns tut es doch so wohl, wenn wir die Nummer „1“ sind – ob in der Partnerschaft, in der Freundesgruppe, in der Klasse oder auf Arbeit. Wie gerne machen wir eine gute Figur vor anderen, werden gerne gelobt und umworben. Und was tun wir nicht alles, um diese Position (= die Nummer 1 sein) zu erreichen, oder zu behaupten?
Den Jüngern um Jesus herum ging es damals nicht anders (- nachzulesen z.B. bei Matthäus 20,20-28 -). Sie hatten erlebt, wie durch Jesus viele Menschen auf einen guten Lebensweg kamen. Da werden Menschen auf wunderbare Weise heil. Vielen wird ihr Herz mit Freude, Kraft und Hoffnung gefüllt. Und die Jünger selbst? Wie erging es ihnen? Sie haben auch jeder ganz persönliche Erfahrungen mit Jesus gemacht. Und dann haben sie sich auf den Weg mit Jesus begeben. Sie haben damit auf vieles verzichtet, was ihnen vorher wichtig war im Leben. Sie geben nun vollen Einsatz und erwarten auch, dass Jesus, ihr Chef, sie dafür belohnt. Die Mühen und Entbehrungen – die sollen sich doch lohnen.
Wenn dann der Chef das wertschätzt mit einer Beförderung, die näher an ihn herankommen lässt – gar nicht recht auszudenken, aber träumen darf man ja davon, so geachtet zu sein, dass man sogar neben dem Chef seinen Platz erhält. Und Jesus, er zeigt seinen Jüngern auf, dass „groß sein wollen“ nicht unbedingt bedeutet, dass man auch groß wird. Jesus macht dabei darauf aufmerksam, wie es in der Welt oft zugeht und dass Gott das eigentlich ganz anders gedacht hat.
„1. Sein wollen“ bedeutet in der Welt oft: Sich durchsetzen, andere verdrängen und auch bekämpfen. Damit verbunden ist dann ein rücksichtsloses und egoistisches Handeln. Jesus versucht, deutlich zu machen: Dadurch gibt es einen stetigen Kampf, der nur Verlierer davonträgt. Keiner wird auf diese Weise immer die „Nummer 1“ sein.
Jesus zeigt einen anderen Weg, wie man die „Nummer 1“ werden kann:
Wenn du Erster sein willst, dann drängele nicht, sondern stelle dich hinten an. Lass andere vor (- nicht nur an der Kasse im Supermarkt-) Wer solch Handeln bei dir sieht, wird dich dafür wertschätzen und achten.
Jesus sagt, wer herrschen will, muss ein guter Diener sein. Habe ein offenes Herz für andere, erkenne, was sie brauchen, setze dich für sie ein, sei für sie da und tue Gutes. Dann gebrauchst du den Einfluss und die Macht, die dir gegeben ist, in segensreicher Weise. Dann herrschst du in einer liebevollen Weise, die dir Wertschätzung und Achtung einbringen wird. Das gilt für jeden „Dienst“ in dieser Welt – auch für unsere neue Regierung, die sich in den Dienst für die Menschen in unserem Land stellt und sich dann auch daran messen lassen muss.
Solches Dienen birgt natürlich auch Gefahren. Einsatzfreude, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft werden oft von anderen ausgenutzt. Aber, wir dürfen uns Orientierung und Halt bei Jesus holen! Was von ihm geschrieben steht und was wir heute mit ihm erleben können, zeigen uns: Er versteht es immer wieder, uns Menschen in segensreicher Weise zu dienen. Uns zeigen sich dann die beiden wunderbaren Seiten dieses liebevollen Handelns: Auf der einen Seite sehen wir die Schwachheit im leiden, verurteilt und hingerichtet werden und das gilt auch noch heute für jede denkbare Situation. Und auf der anderen Seite sehen wir die Kraft im durchleben und überwinden. ER lebt und führt auch uns gerne zum Leben.
Der Wochenspruch der vor uns liegenden Woche möchte uns daran erinnern: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“ (Matthäus 20,28)
Unser Leben wird gut, wenn wir an der Hand Jesu unseren Weg gehen. Dann lassen wir uns auch ermutigen, nach dem Vorbild Jesu zu leben.
Ihr Pfarrer Norbert Merten aus Rühstädt
Kommentare
Einen Kommentar schreiben