Wort zur Woche
von Pfarrer Daniel Feldmann
Gemeinschaft leben
Und lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken. Hebräer 10, 14
Liebe Leserinnen und Leser, München, Karlsruhe, Erfurt und Kyritz. Als ich neulich mit Torsten Heinrich, dem einzigen Zirkus- und Schaustellerpfarrer in Deutschland Kontakt hatte, staunte ich nicht schlecht: rund 200 Tage pro Jahr ist er unterwegs in der Republik und zu seinen Aufgaben gehören z. B. Taufen auf der Platte im Autoscooter.
Eine Trauung im Zirkuszelt ist für ihn eine alltägliche Angelegenheit. Das fahrende Volk ist unterwegs. Die Zirkusleute, die Jahrmarktbudenbesitzer ziehen von Ort zu Ort. Torsten Heinrich erzählte mir, dass es für viele Familien des fahrenden Volkes ganz selbstverständlich ist den eigenen Glauben zu leben. Er ist wie eine Heimat unter den unsteten Bedingungen des Lebens.
Viele Menschen in der Prignitz gehören auch zum „fahrenden Volk“, denn die Arbeitsplätze oder Einsatzorte liegen nicht mehr unbedingt um die Ecke. Eine Arbeitsstelle in Berlin, Hamburg oder Rostock ist für viele Menschen eine normale Sache. Manche sind täglich unterwegs, andere die Woche über an einem anderen Ort. Viele Menschen müssen heute flexibel sein, wenn sie einen bestimmten Arbeitsplatz haben wollen.
Die täglichen Anforderungen sind hoch, das Leben in gewisser Weise zerrissen. Da braucht es geistliche Oasen. Die Bibel weiß das auch und schlägt folgendes vor:
Und lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken.
Oasen sind vielfältig und für jeden womöglich etwas anderes. Dennoch denke ich, dass im Großen und Ganzen bei vielen Oasen die Gemeinschaft eine große Rolle spielt. Wir Menschen sind Gemeinschaftswesen. Mit dem Gegenüber breche ich heraus aus der Begrenztheit meiner eigenen Gedanken. Das Ich und Du lässt mich einfühlsam sein und Gott in dem anderen erkennen. Ich bin ein Teil Gottes in der Welt und meine Nächste und mein Nächster natürlich auch. Gemeinsam können wir über Gott und die Welt nachdenken. Ein Gespräch über Lebens- und Glaubensfragen erweitert unseren Horizont. Es lässt gedankliche Veränderungen und Sprünge zu. Der Geist Gottes scheint sich in besonderer Weise in der Gemeinschaft zu zeigen, denn viele geistliche Veränderungen geschehen gerade dort.
Vielleicht ist es eine der großen Herausforderungen unserer Zeit, Gemeinschaft zu leben, obwohl der Alltag von Zerrissenheit geprägt ist. Wenn dies geschieht, kommt unsere Seele zur Ruhe und wir können mit der Hilfe des Geistes Gottes andere Menschen ermutigen. Dann können wir so handeln, wie es der Hebräerbrief vorschlägt:
Und lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken.
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