Wort zur Woche

von Pfarrer Andreas Deckstrom

Ich bin dann mal weg!

Wer kennt nicht den bekannten Titel des Bestsellers von Hape Kerkeling.  Auch Ich möchte einfach mal raus, raus dem Alltag. So viele Verpflichtungen, so viele Aufgaben, alles muss funktionieren, jetzt sofort. Da würde ich mir manchmal wünschen, ich hätte ein „Bitte-nicht-stören-Schild“, wie im Hotel. Ich möchte einmal durchatmen, Entschleunigung wäre gut. Also einfach mal wie Hape Kerkeling sagen: „Ich bin dann mal weg!“

Gott sei Dank gibt es auch solche Momente, wo ich einfach weg bin. Diese Momente muss ich mir bewusst nehmen, in der Hektik des Alltags. Und diese Momente erlebe ich an besonderen Orten. Hier komme ich zur Ruhe, hier kann ich ankommen. Mein besonderer Ort ist die Natur, die neue Kraft schenkt. Zum Glück sind wir in unserer Region mit einer reichen Natur beschenkt. Insofern brauche ich nicht weit zu fahren, um zur Ruhe zu kommen. Es muss also nicht gleich der Grand Canyon in Amerika oder die Kalahari in Afrika sein, die vom Reisemagazin Forbes zu den stillsten Orten der Welt gezählt werden. Gebirge oder Wüsten brauche ich persönlich nicht, zumal die Prignitz dann mit Sicherheit nicht der richtige „Landkreis“ für mich wäre…

Ich genieße die Spaziergänge an der Elbe - entlang des Deiches -, die gute Luft, den frischen Wind, die vorbeiziehenden Vogelschwärme, das ist für mich Erholung pur! Erholung pur, das brauchten Menschen schon lange vor uns. Auch sie haben die Natur als besonderen Ort genutzt. Auch wenn vielfach berichtet wird, dass Jesus mit vielen Menschen unterwegs war, hat er sich bewusst auch immer wieder Momente der Ruhe genommen. Sein Terrain waren die hohen Berge, von denen es auf seiner Reiseroute einige gab. Jedenfalls wird in der Bibel davon berichtet: „In diesen Tagen ging er auf einen Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott“.  

Leider haben wir in unserem Alltag nicht immer so viel Zeit, wie zuvor berichtet wurde. Dennoch sind es diese Zeiten, die lebensnotwendig sind. Wir brauchen einen Ausgleich im Leben für Hektik, Verantwortung, Belastendes. Orte der Ruhe, bei mir sind es die Elbdeiche, bei Jesus die Berge Palästinas. Welche Orte haben Sie für sich entdeckt? Es muss ja nicht unbedingt die Natur sein. Vielleicht ist es der gemütliche Sessel in der Wohnstube, wenn Sie abends Ihre Lieblingsmusik hören. Oder es ist das Kino, in dem der sehnsüchtig erwartete Film endlich läuft. Es gibt unheimlich viele solcher Orte, die entspannend wirken, also „Erholung pur“ schaffen!

„Erholung pur“ brauchte auch Hape Kerkeling, als er sich auf den Jakobsweg in Spanien begab. Er hat sich auf seiner Reise von manchen alten „Strapazen“ erholt, zugleich auch Kraft für neue Einsichten und Erfahrungen gewonnen. Was für eine tolle Reise er erlebt haben muss! Eine solche Reise ist für mich jetzt nicht möglich. Aber ich habe ja meinen Ort, zu dem ich ganz bestimmt bald wieder aufbrechen werde. Dann sage ich bewusst wieder: „Ich bin dann mal weg!“

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