Wort zur Woche
von Pfr.i.R. Johannes Kölbel
Sie steht vor der Tür und weiß nicht, ob sie klingeln soll. Ja klar, er ist ihr leiblicher Vater. Aber Liebe spürt sie nicht. Für die Enkel hat er ein Herz. Und da ist der Suff. Er wird ihr fremd. Er flippt aus. Das sei seine Sache, sagt er. Er habe das im Griff. Und außerdem, sagt er, sei er doch nicht auf der Welt, um komplett so zu sein, wie Andere ihn wollen. „Kommt mal alle aber ich will so bleiben wie ich bin“, sagt er.
Selbst war er ein nicht wirklich beachtetes Kind. Sie klingelt, die Kinder wollen zu ihrem Großvater. Sie nicht. „Wenn der kommt weiß ich nicht, was ich tue“, sagt der Sohn. Er lässt gern kommen, bewegt sich selbst aber keinen Zentimeter, sagt er. Das macht ihn wütend. Eine von vielen erlebbaren Geschichten. Kein Kommen ohne ein Gehen, denke ich.
An der Grenze kampieren die Geflüchteten in einer „Schweinekälte.“ Keiner will sie. Jesus könnte unter ihnen hocken, sagt er, und weiter: Was Ihr einem meiner geringsten Geschwister nicht tut, das tut ihr auch mir nicht. Ich frage mich: Was tue ich für ihn und was er für mich?
Nicht gewollt zu sein, tut weh. Von der vergeblichen „Herbergssuche“ in Bethlehem haben wir gerade gehört.
Was tun mit all den Abständen, Impfnachweisen und tagesaktuellen Tests? Erklären. Unwissen und Fehler zugeben. Meinungen respektieren. Tests für alle, ob geimpft oder nicht, an der Kirchentür und dann dem Heiler Jesus in die Arme fallen. Ein wahrhaft frommer Wunsch!
Am Heiligen Abend fand ein „Weihnachtsweg zwischen den Kirchen“ statt. Eine Corona-Variante statt Christvesper drin. Draußen vor der Tür wird vom Pfarrer der Segen Gottes angeboten. Alle die kommen, kriegen ihn, dankbar strahlend. Der Segen heilt, verbindet, und spaltet nicht, mit dem Olivenöl und dem damit gezeichneten Kreuz auf dem Handrücken. Buah! denke ich: Hier passiert was, das ich nicht in der Hand habe.
Die „Parole“ (Jahreslosung) 2022 verkündet Unglaubliches aber Wahres von Jesus: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ (Johannes-Evangelium Kapitel 6,Vers 37). Er ist unterwegs und nicht nur in Kirchen anzutreffen.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben