Wort zur Woche
von Pfr.i.R. Johannes Kölbel
Salam Aleikum
Fast täglich stellt sich mir die Frage: Wen grüße ich und wen besser nicht? Und wenn ja wie? Die Frage erledigt sich natürlich in gewisser Weise, wenn ich gegrüßt werde. Einen Gruß abzulehnen würde ich wohl bewusst nicht fertigbringen.
Ich gehe die Straße entlang und grüße natürlich die, die ich kenne. So habe ich es doch in der „guten Kinderstube“ gelernt. So gehört es sich: Ältere hat man als Jüngerer zu grüßen. Ein „Hallo“ oder ein „Moin“ geht doch immer. Und wenn es gut läuft kommt auch ein „Hallo“ zurück. Und manchmal halte ich an und frage: Wie geht es denn? Ich weiß, wenn ich die Frage ernst meine, muß ich damit rechnen, daß mein Gegenüber weit ausholt und ich Zeit brauche. Die Antwort lautet aber meist knapp: „Es geht.“ Oder: „Alles gut.“ Oder: „Es muss.“ Und dann: „Und selbst?“
Manchmal bin ich tatsächlich unsicher: Soll ich den grüßen, der mich nicht anschaut? Soll ich den grüßen und in die Augen schauen, mit dem ich eine Rechnung offen habe, von dem ich weiß, daß er mit Anderen über mich geredet hat? Wenn ich mich dann mutig und offen genug fühle, sage ich: „Grüß Gott!“
Dann gibt es ein Erstaunen. Sind wir hier etwa in Bayern oder doch in Brandenburg? Gott in jeder Begegnung mit zu grüßen, ist ganz schön fromm. Vielleicht kommt auch zurück: „...wenn Du ihn siehst.“ Vielleicht gibt es auch ein überraschtes Lächeln. Ein solches Lächeln kommt besonders bei einem „Salam Aleikum“ (Friede sei mit Ihnen/mit Dir) gegenüber geflüchteten Menschen aus Syrien oder aus Afghanistan zustande. Und regelmäßig kommt dann auch ein „Wa Aleikum Salam“ (mit Dir soll auch Friede sein) zurück. Schon ist der Damm zwischen uns gebrochen. Das Gespräch fließt. Und das ist ein so einfacher und schöner Beitrag zum bedrohten gesellschaftlichen Frieden.
Ich bin überzeugt: Wenn wir uns mehr grüßen und uns dabei in die Augen schauen, dann müssen wir uns weniger bedroht fühlen und müssen weniger Angst vor uns, zunächst Fremden, haben. Wir erwerben dringend notwendige Menschenkenntnis und vergeben uns nichts in unserem Stolz. Probieren Sie es mal aus mit einem „Salam aleikum“ und ich grüße Sie jetzt mit einem „Gott befohlen!“, was heißen soll: Gott soll seine Augen für Sie offen halten!
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