Die Blüthener Kirche

Ev. Kirche Blüthen
Kirche in Blüthen

Kleine mittelalterliche Saalkirche von 1509 in den Abmaßen 16,5 x 9,00 m aus Feldsteinen mit Staffelgiebel aus Backstein auf der Ostseite und vorgebautem hölzernen Fachwerkturm von 1851.
Mauerwerk besonders unten noch regelmäßige Schichten, darüber unregelmäßiger. Keine Kratzfugen. Gesims aus vorspringendem Feldstein; Kanten behauener Feldstein.
An der Südwand Spuren eines vermauerten Eingangs; jetziges Portal neugotisch. Über die Fenster der Längsseiten lässt sich nichts mehr aussagen. Die Ostwand hat drei gleich hohe Fenster, schmal, unter Stichbogen. Zwischen den Fenstern Mischmauerwerk von Feldstein und Ziegeln. Der Giebel über das Dach aufsteigend, Blendnischen unter Stichbogen; in den Blendnischen kleine kreuzformige Öffnungen. Die Westwand tritt im Giebel um etwa 40 cm zurück; das Mauerwerk ist grob, verputzt. Kein Westeingang.

Die rohe Ausführung der Westwand und der zurückspringende Westgiebel lassen vermuten, dass der Anbau eines massiven Turmes geplant war. Die Fenster und der südliche Eingang Ende 19. Jahrhundert, neugotisch verändert. Besonders hervorzuheben ist das nordöstliche gemalte Buntglasfenster. Es sucht in dieser Form seinesgleichen in Brandenburg. Das Fenster entstand 1874 als Glasgemälde von Wilhelm Steinhausen (1846-1924). Schmelzfarbenmalerei mit partieller Ätzung in den Gewandbereichen (lt. Gutachten Frau Planck, Franz Mayer'sche Hofkunstanstalt, München). Dargestellt ist eine Frau mit einem Kind auf dem Arm vor einem offenen Sarkophag in flacher Winterlandschaft.

An der Stirnseite des Sarkophages die Aufschrift:

IN PIAM MEMORIAM MATRIS DILECT IN HOC COEMETERIO SEPVLTAE IVXTAQVE NEPOTEM REQVIESCENTIS PINX ET HVIC AEDI DIC GVILELMVS STEINHAVSEN FIL AD 1874.

Text in Minuskeln

In piam memoriam matris dilect
in hoc coemeterio sepultae
iuxtaque nepotem requiescentis
pinxt et huic aedi dic.
Guilemus Steinhausen Fil[ius] A[nno] D[omini] 1874

Übersetzung

In frommer Erinnerung an die geliebte Mutter,
die auf diesem Friedhof begraben wurde,
und neben dem Enkel ruht,
habe ich [das Bild] gemalt und diesem Haus geweiht.
Wilhelm Steinhausen, der Sohn, im Jahr des Herrn 1874

Über dem Sarkophag der segnende Christus in einer Auriole.

Aus Aufzeichnungen und Briefen des Malers Wilhelm Steinhausen geht hervor, dass er in Blüthen bei seinem Bruder Pfarrer Heinrich Steinhausen und seiner Mutter mehrfach zu Gast war, zuletzt Weihnachten 1872. Andere Werke von ihm auf Leinwand befinden sich in der Alten Nationalgalerie Berlin, in der Gemäldegalerie Dresden Neue Meister und im Museum der bildenden Künste Leipzig.
Wiederhergestellt von Wilfried Osten, Wickendorf. Sprungbleie und die ergänzte rechte Gesichtshälfte der Frau beeinträchtigen allerdings die Gesamtwirkung. Das Fenster wurde 1995 von der Firma Ilona Berkei aus Zeuthen umfassend restauriert.


Steinhausen FensterDer Innenraum der Kirche besitzt eine einfache flache geputzte Decke. Die Ausstattung ist aus dem 19. Jahrhundert, wobei Kanzel und Empore älter als das Gestühl sind. Die Kanzel wurde bei Umbaumaßnahmen in den 50iger Jahren des 20.Jh. von seinem ursprünglichen Platz über dem Altar entfernt und auf den heutigen Standort gebracht. Dabei wurde das Chorgestühl entfernt. Reste davon sind in der Ausstellung zu sehen. Auch der Innenraum wurde 1995 renoviert. Dabei wurde der Randfries unterhalb der Decke und eine Quaderbemalung der Wände gefunden. Der Randfries wurde rekonstruiert. Auf die Wiederherstellung der Quaderung wurde verzichtet. Reste sind hinter der südlichen Sitzbank erhalten.
Im gleichen Zuge erfolgte auch die sensible Sanierung des Dachstuhls, dieser ist aus der Erbauungszeit und damit einer der ältesten Dachstühle der Prignitz. Die Umdeckung des Daches erfolgte im gleichem Jahr. Auf der Nordseite verblieben die historischen gotischen  handgestrichenen Biberschwanzziegel, die Südseite wurde mit maschinell gefertigten Dachziegeln neu gedeckt.

Nach der Sanierung des Kirchenschiffes, welches durch Spenden und Eigenleistungen der Gemeinde, sowie einen Zuschuss für die Fenstersanierung realisiert wurde, erfolgte seit dem Jahre 1999 die Sanierung des Fachwerkturmes. Die in den 50iger Jahren des 20- Jh. durchgeführte Notreparatur wurde fachgerecht in seinen historischen Zustand zurück versetzt, wobei bauliche Fehler beseitigt wurden. D.h. das Fachwerk wurde angeschuht und teilweise neu ausgemauert bzw. die Ausmauerung repariert, die Verbretterung wurde erneuert und eine Queraussteifung eingebaut. Im Turm wurde in diesem Zuge eine kleine historische Stube zur Baugeschichte eingerichtet. Dafür erhielt der Fußboden einen Belag aus alten Ziegeln. Alle Arbeiten des Turmes wurden bis dato von der Kirchengemeinde mit eigenen Mitteln bzw. Eigenleistungen unter fachlicher Leitung realisiert. lm Turm hängen zwei alte Glocken von 1525, die größere Maria im Strahlenkranz, ähnlich der Marienglocke in Perleberg. Die große Glocke trägt die lnnenschrift: ,,Anno domini 1525 (+) Maria ick hete. de von bluten gebben mi laten geheten in. peter matz in ti Jhs + 0 rex glorie xre, veni cum pace". Die Inschrift der kleinen Glocke: ,,Anno domini 1525 sancte nicole bidde vor uns. Nicolaus cilier (?) pleban m peter. in ti Jhs. bluten". Im Außenbereich an der Ostseite der Kirche zwei Epitaphien. (Barock) Wobei die Diskussion darum geht, dass ein Epitaph dem im Jahre 1550 in Gefangenschaft auf Schloß Gorlosen verstorbenen und in der Blüthener Kirche beigesetzten Lübecker Bischof Balthasar von Ranzow gelten soll. Vermutlich wurde ein Stein in der Barockzeit zu dessen Ehre aufgestellt. Die Schriften sind leider nicht mehr lesbar und können darüber keine Auskunft geben Die Grabsteine wurden zusammen mit dem östlichen Staffelgiebel im Jahre 1996 restauriert.

Text: Dipl. Ing. Bernd Henning

Offene Kirche & Radwegekirche

Die Kirche in Blüthen ist täglich von 9.00 - 17.00 Uhr von Ostern bis zum Reformationstag geöffnet.

Zusätzlich ist die Blüthener Kirche eine Radwegekirche - sie liegt direkt an der Radtour "Elbe-Müritz-Rundweg"  - auf 410 Kilometern verbindet der naturreiche Radweg den Fluss und die Seen.

Weitere Informationen finden Sie hier:
http://www.radwegekirchen.de/alle-radwege-und-kirchen/?radweg=ElbeMueritzRundweg

Das Pfarrhausmuseum Blüthen

Pfarrhausmuseum Blüthen

Das Museum im ehemaligen Pfarrhaus zeigt eine Lebenswelt, die einmal prägend für die evangelische Kirche gewesen ist – und dies nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen protestantischen Ländern Europas. Heute gehört sie in dieser Form der Vergangenheit an.

Das Museum basiert auf dem Gemeindearchiv mit Beständen bis ins 17. Jahrhundert und auf dem umfangreichen Nachlass von Karl und Gerlinde Groß, dem letzten im Haus lebenden Pfarrerehepaar. Karl Groß trat sein Amt 1930 an und versah es, längst im offiziellen Ruhestand, bis in die 1980er Jahre hinein. Er verkörperte noch den Typus des wissenschaftlich vielseitigen Gelehrten im Talar, der sich in seinen Mußestunden mit Mikroskop, Himmelsfernrohr, alten Kirchenbüchern, physikalischen, historischen und theologischen Studien befasste. Pfarrfrau Gerlinde wiederum übte als Katechetin und Lehrerin einen eigenen Beruf aus, was in jener Zeit noch nicht selbstverständlich war.

Ein Landpfarrerleben kann hier inmitten von authentischer oder atmosphärisch genau rekonstruierter Einrichtung besichtigt werden. Bilder erzählen von Amtshandlungen, Dorffesten, Hochzeiten oder Pfarrkonventen. Zu Wort kommen die „Seelen“ des Pfarrsprengels – Dorfbewohner, Lehrer oder die Rittergutsbesitzer von Stavenow, die das Patronat in Blüthen bis 1945 innehatten. Auch eine kleine Landpfarrei konnte nicht unberührt bleiben von politischer Radikalisierung und Konflikten zwischen Kirche und Staat, im „Kirchenkampf“ zur Zeit des Nationalsozialismus oder in der Opposition gegen das SED-Regime, auch nicht von den Veränderungen des kirchlichen Lebens im Allgemeinen. Dokumente, Zeitungen und eine Medienstation mit Rundfunkbeiträgen, Nachrichtensendungen und Zeitzeugen-Interviews aus fünf Jahrzehnten vermitteln von alledem einen Eindruck. Besondere Aufmerksamkeit widmet das Museum dem graphischen Werk des Malers Wilhelm Steinhausen (1846 -1924). Er lebte zeitweilig hier bei seinem Bruder Heinrich, 1868 bis 1875 Gemeindepfarrer in Blüthen und erfolgreicher Schriftsteller. Für die Dorfkirche hat er ein Glasfenster geschaffen.

Ermöglicht wurde die neue Dauerausstellung durch Zuwendungen der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, aus Lotto-Mitteln des Landes Brandenburg sowie Spenden und Beiträgen der Sparkasse Prignitz, der WKN AG / PNE WIND Group, des Kreiskrankenhauses Prignitz, der Gemeinde Karstädt – und mit viel ehrenamtlichem Engagement.

Das Museum ist derzeit nur auf Anmeldung zu besichtigen. Kirche, Pfarrhaus und Pfarrgarten stehen auch für kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen offen. Auf Wunsch wird gerne für ein Catering mit regionalen Wurst-Spezialitäten und Kuchen nach den Originalrezepten der Pfarrfrau Gerlinde Groß gesorgt.

Lassen Sie sich einladen, die Website, aber vielleicht auch das Pfarrhausmuseum in Blüthen direkt zu erleben.

Ansprechpartner
Hans-Ulrich Wolf
+49 38797 54745
mail@pfarrhausmuseum.de