Kirchen in Havelberg

Ein vermuteter ottonischer Vorgängerbau bisher nicht nachgewiesen. Nach sog. Wendenkreuzzug 1147 Wiederinbesitznahme Havelbergs und um 1150 Baubeginn einer langgestreckten romanischen Pfeilerbasilika mit halbrunder Apsis im Osten und breitem Querriegelbau im Westen, in Sandsteinmauerwerk (Grauwacke) mit Backstein-Glockengeschoss um 1200, der oberste Abschluss und das neuromanische Westportal von 1907/08. Im Inneren drei kreuzgratgewölbte Raumabschnitte, darüber Empore. Das jüngere Kirchenschiff erst bis 1384/85 an den Westriegel herangeführt.

Der Dom 1170 geweiht, vom 12. bis ins frühe 16. Jh. Niederlassung der Prämonstratenserchorherren. Nach schweren Feuerschäden von 1279 Umbau der flachgedeckten romanischen Basilika zum dreischiffigen gotischen Backstein-Hallenbau ohne Querhaus, mit polygonalem Chor, dabei das Mittelschiff wesentlich erhöht und mit Kreuzrippen gewölbt. Spitzbogiges Blenden- und Bogensystem im Inneren mit Laufgang unter Obergadenfenstern.

Entscheidende Restaurierungen im 19. und 20. Jh. Instandsetzungen 1948–50 und ab 1965.

Innen monumentale Triumphkreuzgruppe von 1270/80 über dem Lettner, das Chorgestühl von Ende 13. Jh. und Mitte 14. Jh., drei große Sandsteinleuchter um 1300.

Ende 14. Jh. innen weiterer Ausbau mit bilder- und figurenreichem Sandsteinlettner, mit seitlichen Chorschranken und mittig stehendem Kreuzaltar. Bedeutende Glasmalereien aus dem frühen 15. Jh. in sechs der Nordfenster. Glasfenster im Chor von 1890–95.

Hölzerner barocker Hochaltar von 1700, hölzerne Kanzel von 1693. Sandsteintaufe von 1587/88. Zahlreiche große Grabplatten des 13. bis 18. Jh., in der 2. Hälfte des 19. Jh. vom Fußboden aufgenommen und an den Wänden aufgestellt.

Die Orgel 1754 von Gottlieb Scholtze aus Ruppin, restauriert 1950/51.

Evangelische Stadtkirche St. Laurentius

Gotischer dreischiffiger Hallenbau in Backstein, von vier Jochen mit Westturm, der Chor zweijochig mit 5/8-Schluss. Der Vorgängerbau im 12. Jh. vermutet, die Baugeschichte noch nicht endgültig geklärt. Erste schriftliche Erwähnung 1345. Das Kirchenschiff 1304 ± 10 (d), der Chor 1309 (d) unter Dach; der Turm im Kern vermutlich 14. Jh. Nach Brand 1648 wesentliche Veränderungen, 1750–54 Verstärkung der Pfeiler und teilweise Neuaufmauerung. Schiffsdachstuhl z.T. erneuert und innere Holztonne eingezogen, wohl um 1660 barocke flache Kassettendecke mit zahlreichen Porträtbildern. Erneute Instandsetzung 1854 und Einbau der hölzernen Kreuzgewölbe unter die Kassettendecke, diese mit den Bildern 1988 wiederentdeckt.

In der 2. Hälfte 15. Jh. westlicher Anbau am Turm, mit Wohnung des Türmers im Obergeschoss. Spitzbogige Schallöffnungen im Glockengeschoss. 1660 Turmhaube, ins Achteck überführt und geschweift mit doppelter Laterne. Zahlreiche Epitaphe, mehrere Ausstattungsgegenstände im Prignitz-Museum im Dom. Außen in der Westwand des Turmvorbaus Votivtafel von 1459 und steinernes Sühnekreuz, um 1380.

Die Orgel 1754 von Gottlieb Scholtze aus Ruppin, teilrestauriert 1959 durch Alexander Schuke aus Potsdam. Der Orgelprospekt mit drei konvexen Pfeifentürmen und geschmückt mit reichem Schleierwerk, Vasen, Engeln und Stadtwappen.

Katholische Kapelle St. Norbert im Stiftsgebäude des Doms:

Zweigeschossiger Bau an der Südseite des Doms. Der Ostflügel im ältesten Teil Ende des 12. Jh. / Anfang 13. Jh. zum Teil in Sandstein (Grauwacke), die drei übrigen Flügel in Backstein errichtet. Die Ecke des Südflügels zum Westflügel mit aufwändig gestaltetem Schaugiebel der 1. Hälfte 13. Jh., Westflügel erst Ende 13. Jh. errichtet.

Das Stiftsgebäude nach 1506 unterschiedlich profan genutzt. Die Außenfronten in mehreren Bauphasen des 19. und 20. Jh. stark verändert. Das Mauerwerk des Westflügels 1927 vereinheitlicht, das Sandsteinrelief über dem Portal eine Kopie, das Original im Dom.

Seit 1904 im Obergeschoss der rippengewölbte ehemalige Kornspeicher im Westen und das Refektorium im Süden für das Prignitz-Museum genutzt.

Der ehemalige rippengewölbte Wirtschaftskeller im Erdgeschoss seit 1904 für die anwachsende katholische Kirchengemeinde Havelbergs als Kapelle eingerichtet, benefiziert auf das Patronat des hl. Norbert von Xanten (gest. 1134), dem Gründer des Prämonstratenser-Ordens. Die Kapelle 1963–66 neu gestaltet und mit neuem Altar und Tabernakel ausgestattet. Zur katholischen Pfarrgemeinde St. Heinrich in Wittenberge und zum Erzbistum Berlin gehörend.

Evangelische Kapelle St. Anna und St. Gertrud

Kapellenbau des ehemaligen Hospitals am Fuße des Bischofsbergs, das 1545 aufgehoben wurde. Bis 1822 Nutzung als Begräbniskapelle und ab 1907 als Totenhalle, seit 1995 als Trauungsraum.

Achteckiger Zentralbau in Backstein, Anfang 16. Jh. Abschluss mit steilem achteckigen Zeltdach. Die zweigeteilten Fenster und das Südportal segmentbogig, die Fenster flankiert durch Kreisblenden und Segmentbogenblenden.

Im Inneren hölzerne Flachdecke aus der Instandsetzung von 1908.

Text und Fotos: © Lukas Verlag